Die Preise für Immobilien steigen Jahr für Jahr beständig an. Bauherren machen sich zunehmend Gedanken um Quadratmeter-Preise, ziehen das kleinere Grundstück vor und verzichten auf Wohnfläche, um Ihren Traum vom Massivhaus auch finanziell wahr werden zu lassen – immerhin bestimmt die Baufinanzierung die kommenden Jahrzehnte. Derartige finanzielle Fragen und Überlegungen quälen nicht nur die Bauherren in Deutschland, sondern auch unsere europäischen Nachbarn wie Belgien, Frankreich und die Niederlande.
In den 80- und 90-er Jahren galt Deutschland als europäischer Spitzenreiter, was Baupreise und Baukosten betraf. Wer sein Bauprojekt jedoch in den Grenzgebieten der Niederlande in die Tat umsetzen wollte, konnte von den günstigen Hausbau- und Immobilien-Konditionen der Niederländer profitieren. Ein veraltetes (!) „Wissen“, welches sich bis ins Jahr 2013 hartnäckig hält.
„Baupreise wie vor zehn Jahren!“
Tatsächlich ist diese Situation zu Beginn des neuen Jahrtausends gekippt. Titel der Internetberichte und Fachzeitschriften ließen verlauten: „Bauherren aus den Niederlanden strömen nach Deutschland!“. Was war geschehen?
Die Immobilien-Preise sind seit Ende der 90-er Jahre in fast allen europäischen Staaten deutlich spürbar angestiegen. Großbritannien, Luxemburg, Frankreich – sie alle hatten mit höheren Kosten zu kämpfen. In Holland verdoppelten sich die Preise für Haus und Grundstück. Begaben sich Architekten und Bau-Experten zuvor noch nach Holland, um von den Niederlanden das kostengünstige Bauen zu erlernen, so fuhr dieser Zug auf einmal in die Gegenrichtung. Die deutschen Baupreise schafften es, seit mehr als zehn Jahren stabil zu bleiben – vermutlich ist dies auf den unterschiedlichen Wirtschaftswachstum und die Konjunkturschwäche in Deutschland zurückzuführen. Die deutsche Nachfrage an Eigentum – speziell Wohnungen und Häuser – ging schlichtweg zurück. Und ohne Nachfrage – keine steigenden Preise! Zudem setzte Deutschland verstärkt auf die Förderung des Mietwohnungsbaus, während die Nachbarländer eher selbstgenutztes Wohneigentum unterstützten. Eine Entwicklung, die in Deutschland auch in Zukunft nicht zu erwarten ist.
Die Folge war, dass die niederländische Baufinanzierung die der Deutschen schon im Jahr 2005 um satte 20 % übertraf.
Rechenbeispiele rund um den Hausbau: Deutschland vs. Niederlande
Das Bauen in Deutschland ist auch heute noch so preisgünstig wie nie im Vergleich zu Holland – im Schnitt steht den Niederländern, die im deutschen Grenzgebiet bauen möchten, ein Einsparpotenzial von sage und schreibe 30 bis 50 % zur Verfügung.
✔ So kostet ein gleichwertiges Einfamilienhaus …
– in Deutschland: 210.000,00 €
– in den Niederlanden: 302.000,00 €
➔ Der Niederländer kann im Grenzgebiet einen Beitrag von 92.000,00 € einsparen. Dies ergibt einen Kostenvorteil von 30,4 %.
✔ Anderes Beispiel: Eine gleichwertige Doppelhaushälfte kostet …
– in Deutschland: 212.000,00 €
– in den Niederlanden: 309.000,00 €
➔ Hier eröffnet das Bauen im Grenzgebiet ein Einsparpotenzial von 97.000,00 €, sprich 31,4 %.
Immobilienkrise in den Niederlanden
Bei diesen Preisunterschieden ist es schwierig, sich vor Augen zu führen, dass die Niederländer aktuell unter einem anhaltenden Werteverfall Ihrer Häuser leiden. Allein in den vergangenen Jahren haben niederländische Häuser bis zu 30 % an Wert eingebüßt – ein Ende ist nicht abzusehen. Neben den Banken, die unbeglichene Kredite abzuschreiben haben, sieht sich auch der holländische Staat von der Immobilienkrise betroffen, da er für Hauskredite in Milliardenhöhe haftet.
Allen voran trifft es allerdings den Bauherren, der noch viele Jahre für eine Immobilie aufkommen muss, deren Verkaufspreis – selbst beim Neubau – nicht einmal in die Nähe der entstandenen Ausgaben kommt. Auch hier profitieren niederländische Bauherren von der Möglichkeit, im deutschen Grenzgebiet zu bauen und den Werteverfall zu umgehen.