Das Projekt „Hausbau“ ist ein großes Unterfangen. Nicht nur in finanzieller Hinsicht, immerhin ist es ein Projekt für die Zukunft. Die Erfüllung langgehegter Träume, die unvermeidbar auch mit den ein oder anderen Hürden verbunden ist. Für viele Bauherren manchmal eine Zerreißprobe, für viele Paare manchmal eine Belastung.
Frau Kleinrahm, aus der TV-Sendung „Raus aus den Schulden“ bekannte Ehetherapeutin, hat sich die Zeit genommen, den Hausbau mit uns aus psychologischer Sicht zu betrachten. Sie gibt wertvolle Tipps, wie Sie als Bauherr ohne allzu große Gefahr für Ihre Beziehung durch das Unternehmen „Hausbau“ gelangen.
Interview mit Frau Lisa Kleinrahm, Psychologin und Eheberaterin
✎ Frau Kleinrahm, das Projekt „Hausbau“ ist ein Projekt für die Zukunft eines Paares – inwieweit kann dieses Projekt auch zu einer Belastung für die Paarbeziehung werden?
„Entscheidende Dinge für die Zukunft zu gestalten, macht schon Stress, wenn es nur die eigene Person betrifft. Sobald zwei Menschen davon betroffen sind, kann sich der Stress leicht erhöhen, da zwei Menschen in der Regel auch zwei verschiedene Bedürfnisse und Geschmäcker haben. Die meisten Menschen haben nicht gelernt, mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Meinungen gelassen und konstruktiv umzugehen. Von daher besteht die Gefahr, dass Streitgespräche irgendwann in eine unbefriedigende oder destruktive Richtung laufen. Zudem läuft ein Hausbau i.d.R. nicht ohne Probleme mit Handwerkern etc. ab. Diese vielen Ärgernisse und er damit verbundene Zeitaufwand belasten natürlich auch die Beziehung.“
✎ Inwieweit spielen finanzielle Aspekte des Hausbaus, evtl. auch entstehende Schulden, eine Rolle für die Stabilität der Partnerschaft?
„Da die Schulden für ein Haus eine sehr langfristige Angelegenheit sind und in der heutigen Zeit niemand mehr weiß, wie sicher sein Job auch in 20 oder 30 Jahren noch ist, ruft das jede Menge Ängste und Unsicherheiten auf den Plan. Des Weiteren weiß man, dass mittlerweile jede 3. Ehe geschieden wird. Diese Unsicherheiten schwächen das Nervensystem, machen dünnhäutig, verletzbar oder auch aggressiv. Dadurch können sich ganz neue Verhaltensweisen des Partners zeigen, die die Stabilität der Beziehung schnell ins Wanken bringen.“
✎ Wann würden Sie dem Paar empfehlen, eine Eheberatung aufzusuchen?
„Wenn man das Gefühl hat, man tritt auf der Stelle, es kommt zu Verletzungen oder man müsste des lieben Friedens willen faule Kompromisse eingehen, ist es höchste Zeit für eine Eheberatung. Die entstehenden Wunden müssen bearbeitet werden, da unverarbeitete Konflikte im Untergrund weiterschwelen und sich zu einem Steppenbrand ausweiten können. Gleichzeitig ist es eine enorme Chance, zu lernen, wie auch in Stresssituationen konstruktiv mit Meinungsverschiedenheiten umgegangen werden kann, denn oft steht das Paar in dieser Phase auch vor der Familiengründung. Und der Nachwuchs kann Elternpaare in noch schwierigere Situationen bringen, wo es für die gesunde Entwicklung von Kindern von entscheidender Bedeutung ist, ob das Paar gelernt hat, konstruktiv mit Problemen oder Meinungsverschiedenheiten umzugehen.“
✎ Welche Tipps und Ratschläge geben Sie angehenden Bauherren und -frauen mit auf den Weg, damit die Beziehung nicht allzu sehr unter dem Hausbau leidet?
„Auf jeden Fall die Ruhe bewahren. Sich für Entscheidungen Zeit lassen und sich hierbei nicht von außen unter Druck setzen lassen. Bei einem Hausbau gibt es immer Verzögerungen. Da kann eine Verzögerung auch mal aufgrund einer Entscheidungsfindung der Bauherren stattfinden. Wichtig sind auch die Auszeiten, die man sich nimmt, d.h. vielleicht auch mal ein Wochenende wegfahren. Durch den gewonnenen Abstand können die Kräfte wieder auftanken, um wieder das Wichtige von dem Wesentlichen zu unterscheiden. Durch die neue Sicht der Prioritäten können sich oft neue Perspektiven zeigen. Auch das Gespräch mit Paaren, die schon einen Hausbau hinter sich haben, kann helfen, neue Ideen und mehr Gelassenheit zu entwickeln.“
✎ Vielen Dank, Frau Kleinrahm, für Ihre sehr hilfreichen Antworten!
Über Lisa Kleinrahm:
Frau Lisa Kleinrahm ging im Jahr 1997 nach einem erfolgreichen Studium der Psychologie und Wirtschaftswissenschaften mit ihrer Praxis „Coaching, Ehe- und Unternehmensberatung“ in die Selbstständigkeit. Schwerpunktmäßig arbeitet sie nach der NLP-Methode, wobei „NLP“ für „Neurolinguistisches Programmieren“ steht und eine ziel- sowie lösungsorientierte Kommunikation beschreibt. Diese Methode zeichnet sich durch eine sehr effektive und effiziente Wirkweise aus: Innerhalb kürzester Zeit lassen sich qualitative Erfolge verbuchen, da NLP die erfolgreichsten Strategien aus dem Business und die wirksamsten Methoden sämtlicher Therapiedisziplinen zusammenführt.